Emil, 13

GESCHICHTE EINES EHEMALIGEN SCHÜLERS AUS EINER MEHRSTUFENKLASSE MIT INTEGRATION

Mein Name ist Emil, ich bin mittlerweile 13 Jahre alt und besuche die 3. Klasse in der AHS Wien West. Meine Volksschulzeit verbrachte ich in der OVS Zennerstraße im 14. Bezirk. Zu meiner Freude ging ich in eine Integrationsmehrstufenklasse. Diese sollen jetzt nicht mehr fortgeführt werden – das kann ich aber überhaupt nicht verstehen. Gerade für Kinder wie mich, müssen Mehrstufenklassen weiterhin bestehen bleiben. Auf Grund meiner Taubheit am rechten Ohr und meiner Schwerhörigkeit am linken Ohr war ich in der Volksschule ein Integrationskind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in einer Regelklasse dermaßen am Unterricht teilnehmen hätte können wie in meiner Mehrstufenklasse. Meine Lehrerinnen konnten sich sehr um jedes einzelne Kind kümmern. Neue Lerninhalte lernten wir, entsprechend unserem Lernfortschritt, in Kleingruppen. Da kam es auch immer wieder vor, dass die älteren Kinder den jüngeren etwas erklärt und sie dabei unterstützt haben. Genau dieser Punkt war für mich enorm wichtig, da ich einen klassischen Unterricht in einer „normalen“ Klasse sicherlich akustisch nicht so viel verstanden hätte. Öfters durften wir selbst gewählte Projekte unseren Mitschüler*innen präsentieren. Ich konnte daher schon früh verschiedene Präsentationstechniken, dies kommt mir in meiner jetzigen Schule sehr zugute. Durch den individuellen Wochenplan lernte ich früh, mich selbst zu organisieren. Die wöchentliche Kinderkonferenz, in der die Probleme und Wünsche besprochen wurden, war mir auch sehr wichtig. Ich lernte schnell mich mitzuteilen und mit anderen zu diskutieren. Durch meine Hörbeeinträchtigung war ich, trotz des Lernens in Kleingruppen, schnell erschöpft. Im zweiten Lernjahr entschied ich mich, meine Zeit in der Volksschule auf fünf Jahre zu verlängern. Auch das ist nur in einer Mehrstufenklasse möglich. Es war die richtige Entscheidung. In meiner derzeitigen Schule folge ich den Lehrer*innen nun mit einer Höhrversorgung, der/die jeweilige Lehrer*in hat ein Mikrophon, welches den Ton direkt auf mein Hörgerät sendet. Das funktioniert auch sehr gut, allerdings war der Unterricht in der Mehrstufenklasse für mich um einiges angenehmer. Auf meinen Lernfortschritt in der AHS bin ich sehr stolz, ich hatte bis jetzt nur Einser im Zeugnis. Ich bin davon überzeugt, dass der Grundstock nur auf Grund des Unterrichts in meiner Mehrstufenklasse gelegt wurde. Die Mehrstufenklassen müssen bestehen bleiben!

Emil D., ehemals MSK FA Zennerstraße