KINDER KÖNNEN UND WOLLEN MITEINANDER LERNEN – ABER DIE SCHULE MACHT ES IHNEN SCHWER

Gedanken und Erfahrungen zu Inklusion in der Volksschule in einfacher Sprache
Beitrag von BESSER SCHULE JETZT bei der öffentlichen Sitzung des Wiener Monitoringausschusses im April 2024

Können Kinder mit und ohne Behinderung überhaupt miteinander lernen?

Kinder mit und ohne Behinderung können gut miteinander lernen.
Manche brauchen Hilfsmittel (Zum Beispiel: Gebärdensprache, Computer, Hörgeräte, einfache Sprache…).
Kinder mit Lernschwierigkeiten lernen viel langsamer.
Alle können viel voneinander lernen.

Kleine Kinder nehmen andere Kinder so wie sie sind.
Sie stellen sich aufeinander ein.

Wenn sie etwas nicht verstehen, stellen sie Fragen.

Alle Fragen müssen erlaubt sein.

Erwachsene müssen diese Fragen gut beantworten.
Wenn Kinder verstehen, warum ein Kind sich so verhält oder etwas braucht oder macht, passt das für sie.

Zum Beispiel:

Frage: Warum darf Mara immer zeichnen und wir müssen schreiben?
Antwort: Mara braucht noch Zeit, bis sie sich Buchstaben schreiben kann.
Sie lernt gerade einen Stift zu halten und Bilder zu malen.
Wenn sie so weit ist, wird sie auch Buchstaben schreiben.

Können Kinder auf verschiedenen Entwicklungsstufen in der Schule gut miteinander lernen?

Eine Gruppe mit vielen gleich alten Kindern gibt es nur in der Schule.

In der Schule sollen alle das Gleiche lernen und gleich schnell lernen.

Das ist nicht normal und das ist nicht inklusiv. Kein Kind lernt wie das andere.

In meiner Klasse haben wir immer wieder, etwas verändert,
damit Kinder mit Behinderung gut lernen können.
Diese neuen Sachen waren fast immer für alle Kinder in der Klasse gut. (Sprache mit Gebärden, mehr Pausen, einfache Sprache…)

Kinder können und wollen miteinander lernen,.
aber die Schule macht es ihnen schwer.

Was braucht es, damit Inklusion funktionieren kann?

Echte Inklusion würde heißen: Jedes Kind, kann in jede Volksschule gehen.
Die Schule sagt: Diese Kinder sind hier.
Was brauchen diese Kinder um gut lernen zu können? Wer braucht welche Hilfe?
Alle bekommen, was sie brauchen. Alle lernen gemeinsam.

Jetzt gibt es Integration:
Das heißt es gibt Klassen, wo auch Kinder mit Behinderung hingehen können.
Dort sind 2 Lehrer*innen. Eine Volksschullehrer*in und eine Sonderschullehrer*in.

In so eine Klasse gehen ungefähr 25 Kinder.
Davon haben mindestens 5 eine Behinderung.
Die Volksschul-Kinder sollen lernen, was im Volksschullehrplan steht.
Manche Kinder mit Behinderung sollen lernen, was im Sonderschul-Lehrplan steht.

Für viele Kinder sind diese Klassen zu groß.
Sie brauchen eine kleinere Gruppe.

Oft ist der Unterricht so, dass nicht alle Kinder mitmachen können.
Es gibt fast keine Schulbücher für inklusiven Unterricht.

Dann geht die Sonderschullehrerin mit den Kindern mit Lernschwierigkeiten in einen anderen Raum. Die ganze Klasse macht wenig gemeinsam. Das ist nicht gut für Inklusion.
Es gibt Kinder, die eigentlich immer eine erwachsene Person brauchen,
die sie unterstützt.
Sie kommen nicht in so großen Gruppen zurecht.
Jetzt gibt es kein Personal, das für diese Kinder da ist.
Sie können oft nur wenige Stunden in der Schule sein.
Dann müssen die Eltern sie abholen.
Das ist nicht fair.
Das ist nicht inklusiv.

Ich bin in einer Mehrstufenklasse.
Dort lernen Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam.
Manche haben eine Behinderung.
Da können Kinder mit und ohne Behinderung öfter etwas gemeinsam machen.
Wenn etwas Neues gelernt wird, machen wir eine Gruppe.
Da machen alle mit, die das Thema jetzt brauchen.
Zum Beispiel eine Gruppe für den neuen Buchstaben A:
Lina, Omar und Mehmet sind das erste Jahr in der Schule.
Oliver ist 9 Jahre alt und lebt mit dem Downsyndrom.
Er hat gerade begonnen Buchstaben zu schreiben.
Da ist auch noch Sebastian mit 8 Jahren dabei.
Er kennt das A schon und hat es sich noch nicht so gut gemerkt.
Diese 5 Kinder arbeiten mit einer Lehrerin zum Buchstaben A.
Die anderen Kinder machen etwas anderes. Jedes Kind hat einen Plan.
Dort steht, was es machen soll.

Die zweite Lehrer*in ist für die Kinder da, die Hilfe brauchen.

Ich finde so eine Klasse, wo nicht alle Kinder in der gleichen Schulstufe sind, ist gut für Inklusion.
Aber auch dort können nicht alle Kinder hingehen.
In den Klassen sind zu viele Kinder.
Es gibt keine Schulassistenz.

Was muss anders sein, damit Volksschule inklusiv sein kann?

  • weniger Kinder in der Klasse
  • genug Platz in der Klasse
  • Lehrer*innen, die es gut finden, wenn nicht immer alle das Ggleiche machen
  • Alle Kinder sollen dort weiterlernen dürfen, wo sie gerade stehen.
    Egal wie alt sie sind oder wie lang sie schon in der Schule sind.
  • einen Raum, wo ein Kind hingehen kann, wenn es Ruhe braucht
  • eine gute Mischung von Kindern, die viel Unterstützung brauchen
    und Kindern, die weniger Unterstützung brauchen
  • Genug Lehrer*innen, damit es verschiedene Lernangebote geben kann.
  • Erwachsene in der Klasse, die Kinder im Alltag unterstützen.
    Wien hat fast keine Schulassistent*innen!