Containerklassen als Lösung für fehlenden Schulraum in Wien?

In Wien gibt es mit nächstem Schuljahr viel zu wenige Klassen für Pflichtschulkinder!

Schon jetzt sind sowohl Personal als auch Räume für Schulklassen in Wien sehr knapp.

Die Klassen sind mit mehr als 25 Kindern pro Klasse übervoll. Es gibt in den bestehenden Schulen zu wenig Räume für Freizeitgestaltung am Nachmittag, keine Räume für individuelle Förderung von kleinen Gruppen, keine Räume für Teambesprechungen, Elterngespräche usw.

Im nächsten Schuljahr wird alles noch schlimmer!

Die Lösung von Stadtpolitik und Bildungsdirektion:
Es werden Container auf Freiflächen bestehender Schulen aufgestellt. Bis zu 9 Klassen sollen so derzeitigen Schulen angeschlossen werden. Also erweitert sich eine Schule, gerechnet mit 25 Kindern pro Klasse, von einem Schuljahr auf das andere um mehr als 200 Kinder (!)

Grundsätzlich ist verständlich, dass rasche Lösungen gefunden werden müssen, auch wenn sich die Frage stellt, warum und ob die Schüler:innenzahlen tatsächlich erst so kurzfristig bekannt waren. Auch können vorübergehende Container eine adäquate Lösung sein, wenn es rasch gehen muss, aber es muss die Situation der einzelnen Schule abgewogen werden. Dass Schulleiter:innen, Lehrer:innen und Eltern beim Wort Container zunächst nicht begeistert reagieren, sondern diese Lösung Ängste hervorruft, ist verständlich. Daher ist es umso wichtiger, dass proaktiv mit den Schulen kommuniziert wird. Das hat die Bildungsdirektion Wien, trotz jahrelangem Hinweisen von verschiedensten Seiten auf dieses Kommunikationsproblem, leider immer noch nicht gelernt.

Das lässt uns ohne Antworten auf viele Fragen zurück!

  • Woher kommt das zusätzlich benötigte Lehrpersonal für die vielen neuen Klassen in Zeiten des akuten Personalmangels?
  • Welche Auswirkungen hat das auf den Turn- und Werkunterricht der bestehenden Schulen, wenn es hier keine zusätzlichen Räume gibt? Wie soll in Ganztagsschulen das Essen ablaufen, wenn um zwei Drittel mehr Kinder bei gleicher Anzahl von Speisesälen zu Mittag verköstigt werden müssen?
  • Gibt es dann noch irgendwelche Flächen im Freien, die die Kinder in Pausen / am Nachmittag nutzen können? Könnten statt Schulgarten und Schulhof nicht besser Parkplätze mit vorübergehenden Containern bebaut werden? Warum werden nicht brachliegende Flächen in der Nähe als Standort zwischengenutzt?
  • Wenn diese neuen Klassen – wie kolportiert wird – für Kinder aus dem „Projekt Familienzusammenführung“ da sein sollen: Gibt es ausreichend Unterstützungspersonal für die Schule, um für eine Vielzahl an Kindern mit einer sehr belasteten Lebensgeschichte entsprechend vorbereitet zu sein ? Wer schult die Lehrer*innen für den Unterricht einer Klasse mit Kindern, die teilweise keine Schulerfahrung haben?
  • Wer unterstützt das bestehende Personal dabei, eine Schule zu organisieren, die innerhalb kürzester Zeit um 2/3 vergrößert wird? Und wird es genug Supportpersonal geben für traumatisierte geflüchtete Kinder und Familien?
  • Werden Direktor*innen, das Personal in den Schulen, die Eltern und Kinder rechtzeitig und professionell informiert, um sie auf die neue Situation einzustellen/ um sie ins Boot zu holen? Oder wird kurz und knapp informiert und das wars dann?
  • Ist transparent, warum welche Schulen diese Containerklassen bekommt? Warum werden bis zu 9 Containerklassen pro Schulstandort gebaut, das ist bei Schulen mit jetzt 12 Klassen eine wahnsinnige Überforderung! Konnte hier nicht besser verteilt werden? Wie lief die Entscheidung, in welche Bezirken die Containerklassen kommen?
  • Wird bedacht, was diese Lösung an sozialen Spannungen auslösen kann, wird hier bewusst gegengesteuert?
  • Wird Geld in die Hand genommen – abgesehen von den Baukosten – damit hier qualitativ guter Unterricht stattfinden kann? Für die bestehenden und die neuen Klassen.
  • Und welche Verantwortung trägt der Bund? Wie werden Flüchtende in Österreich verteilt? Werden Wien und andere urbane Räume mit entsprechend mehr Mitteln bedacht, wenn unverhältnismäßig mehr Flüchtende aufgenommen werden?

Verständlicherweise regt sich Unmut unter Eltern betroffener Schulen.

Hier eine Petition betroffener Eltern: Kinder gehören in keine Container – NEIN ZU CONTAINERKLASSEN – Online-Petition (openpetition.eu)

Medienberichte:

Fünf Standorte für Containerklassen fixiert – wien.ORF.at

NEOS: Genug Lehrer für Containerklassen – wien.ORF.at