Der Tod der verschränkten GTVS

Ich bin eine Mama von drei Kindern und Obfrau der GTVS Pastinakweg. Meine großen Kinder haben einmal Dyskalkulie und einmal ADS. Beides bringt Probleme im normalen Schulalltag, beim Lernen und mitunter auch beim sozialen Miteinander und bedarf spezieller Förderung.

In der verschränkten GTVS Pastinakweg gehen die Lehrkräfte intensiv auf die Kinder und ihre Stärken und Schwächen ein. Das ist besonders deshalb möglich, weil es gelenkte Freizeitstunden für Lehrer*innen gibt. Die soziale Bindung wirkt sich besonders positiv auf die Bildung aus, das konnten auch Studien belegen.

Vermutlich wurde wegen des nachgewiesenen guten Effektes wohl auch unsere Schulform im Wahlkampf von Herrn Bürgermeister Ludwig gratis in Wien angeboten. Obwohl wir Eltern uns bei der Schulwahl damals bewusst für die Kosten bei der verschränkten Schulform entschieden haben, bekamen wir das Wahlzuckerl ungefragt angeboten bzw. umgesetzt. Ein Jahr später hat die Partnerpartei der SPÖ, die bildungsbegeisterten NEOS unsere Schulform zum Tode verurteilt. Die verschränkte Form wird ad absurdum geführt, wenn die von Lehrkräften gelenkten Freizeitstunden an die Freizeitpädagog*innen wie geplant abgetreten werden müssen. Wenn es keine Teamlehrer*innen mehr gibt, sondern nur noch Frontalunterricht. Bei uns werden 2022/2023 ingesamt 71 von Lehrer*innen gelenkte Freizeitstunden pro Woche eingespart!

Die ganzen bisherigen Projekte und Klassenschwerpunkte, die Freizeitkurse, all diese Vielfalt und wichtigen Themen für die soziale Bindung von Lehrer*innen und Schüler*innen für eine bessere Bildung wird es nicht mehr geben.

Mir blutet als Mutter das Herz bei dem Gedanken, dass die verschränkte GTVS in Zukunft nicht mehr so existieren wird, dass wir zu einer normalen Volksschule mit Vormittags-Unterricht und Nachmittags-Freizeit umgebaut werden. Dass die Lehrer*innen nicht mehr ihre Kinder kennen lernen können, um auf sie besser eingehen zu können.

Die vielen Kinder, die mit dem Verlust der Lehrer*innenstunden nicht mehr die entsprechend nötige Förderung erhalten werden, die werden auch bei einer Aufwertung der Mittelschule nicht aufgefangen werden können.

Die Volksschule ist der erste Weg in der Bildung, der Grundstein, auf dem alle folgenden Schulen aufbauen. Und diesen Grundstein macht die Politik kaputt, die einen durch aktives Mitwirken, die anderen durch aktives Nichtmitwirken. Ich bin zutiefst enttäuscht und die Eltern und Lehrer*innen unserer Schule sehen das genauso.

Da wird uns auch kein Vergleich mit einem Pflaster von Herrn Wiederkehr helfen.

Unsere Wut und Enttäuschung ist auch nach dem Sommer genauso vorhanden, wie an dem Tag, als wir die „frohe Kunde“ über die Reform erfahren haben.